„Ich habe mir überlegt, nach der Photovoltaikanlage jetzt auch noch einen Batteriespeicher zu kaufen“, sagt der Hotelier zum Elektriker, der gerade mit der letzten Verkabelung auf dem Dach beschäftigt ist. Der Handwerker nickt verständnisvoll: „Klar, damit Sie Ihren selbst erzeugten Strom auch nutzen können, wenn die Sonne nicht scheint.“ Ein alltäglicher Dialog – und doch ein Beispiel dafür, wie ein weitverbreitetes Missverständnis zu suboptimalen Investitionen führen kann.
Denn was viele nicht wissen: Die Entscheidung, einen Speicher erst nach der PV-Anlage zu planen – und ihn auch noch in seiner Größe an die PV-Leistung anzupassen –, schöpft das wirtschaftliche Potenzial dieser Technologie oft gar nicht aus. Gerade in Hotels kann ein anderes Vorgehen deutlich sinnvoller sein: Erst der Speicher, dann die PV.
Der unbekannte Nutzen von Batteriespeichern
Landläufig gilt: Ein Batteriespeicher ist vor allem dazu da, selbst produzierten Solarstrom zu puffern und später zu nutzen. Das stimmt – aber es greift zu kurz. Denn moderne Batteriespeicher können viel mehr. Was vielen Hoteliers bislang nicht bewusst ist: Speicher lassen sich auch einsetzen, um günstigen Strom aus dem Netz zwischenzuspeichern – zum Beispiel nachts oder zu Zeiten hoher Einspeisung im öffentlichen Netz – und diesen Strom dann gezielt in den teureren Tageszeiten zu nutzen. Voraussetzung dafür ist ein dynamischer Stromtarif, wie er derzeit flächendeckend eingeführt wird. Ab 2025 müssen alle Stromanbieter solchen Tarifen anbieten – sie sind also bald Standard.
Das typische Hotelproblem: viel Verbrauch, wenig Dach
Hotels haben in der Regel einen hohen Stromverbrauch – rund um die Uhr – und im Verhältnis dazu relativ kleine Dachflächen. Das bedeutet: Selbst eine gut geplante PV-Anlage deckt oft nur einen Bruchteil des Gesamtstrombedarfs ab. Ein darauf abgestimmter Speicher – also einer, der nur den PV-Strom puffern soll – ist ebenfalls entsprechend klein. Und damit verpufft das eigentliche Potenzial.
Ganz anders sieht es aus, wenn man den Speicher nicht auf die PV-Anlage, sondern auf den Gesamtverbrauch des Hotels auslegt – und zusätzlich den wirtschaftlichen Effekt der Netzoptimierung berücksichtigt. In dieser Variante wird der Speicher zur eigenständigen Investition – unabhängig von der PV.
Wirtschaftlichkeit: Speicher schlägt PV
In der Praxis zeigt sich: Der größte Anteil des wirtschaftlichen Nutzens eines Speichers im Hotel entsteht nicht durch die Eigenverbrauchsoptimierung, sondern durch die gezielte Nutzung von Preisschwankungen im Strommarkt. Oft lassen sich über 70 % des Gewinns eines Speichers durch intelligentes Laden und Entladen mit Netzstrom erzielen – ganz ohne Sonne.
Ein weiterer Aspekt: Große Speicher sind pro Kilowattstunde günstiger. Kleine Speicher kosten häufig mehr als 800 €/kWh. Größere Anlagen hingegen – wie sie bei einer netzoptimierten Planung zum Einsatz kommen – liegen oft nur bei 400–500 €/kWh. Wer also größer denkt und umfassender plant, investiert effizienter.
Fazit: Speicher zuerst – aber richtig
Gerade in Hotels kann es wirtschaftlich deutlich sinnvoller sein, zuerst einen Batteriespeicher zu planen – und ihn nicht nur als „PV-Zubehör“, sondern als eigenständige Energieoptimierung zu begreifen. Voraussetzung: Die Speichergröße muss zum Verbrauch und Lastprofil des Hotels passen. Denn wird der Speicher falsch ausgelegt, kann sich das Modell schnell ins Gegenteil verkehren.
Eine unabhängige Planung, die Strombezug, Lastverläufe, Speicherkapazitäten und Tarifstruktur berücksichtigt, ist deshalb der Schlüssel zum Erfolg. Dann wird der Batteriespeicher nicht nur zur sinnvollen Ergänzung der PV – sondern zum echten Renditebringer.








