Suche

KI in der Hotellerie: Zwischen Hype und Hürden

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde und verspricht auch dem Gastgewerbe eine Revolution. Doch während große Hotelketten bereits in KI-Anwendungen investieren, zeigen aktuelle Studien Defizite bei der Integration und Strategieentwicklung. Für unabhängige Hotels und kleinere Ketten stellt sich die Frage: Wie kann man die Chancen nutzen, ohne in teure Fehlentscheidungen zu investieren und dabei die Mitarbeitenden nicht zu verlieren?
CanvaCanva
Anzeige

Der Reifegrad-Check: Wo steht das Gastgewerbe wirklich?

Die Zahlen einer aktuellen Globalstudie des Beratungsunternehmens h2c sind eindeutig: 78 Prozent der Hotelketten haben Künstliche Intelligenz bereits implementiert, weitere 89 Prozent planen eine Ausweitung in den kommenden 12 bis 24 Monaten. Diese rasante Verbreitung verdeutlicht das Potenzial, das dem Thema beigemessen wird. Gleichzeitig offenbart die Studie eine entscheidende Lücke: Das Vertrauen in KI-Anwendungen ist noch verhalten, und die tatsächliche Abhängigkeit wird auf einer Skala von 1 bis 10 mit nur 4,7 bewertet. Nur ein kleiner Teil (6 Prozent) der befragten Betriebe verfügt über eine konzernweite KI-Strategie, und lediglich 11 Prozent haben dedizierte Budgets hierfür eingeplant.

Diese Diskrepanz zeigt: Viele springen auf den Zug auf, ohne die Destination klar definiert zu haben. Für Geschäftsführer bedeutet das: Es geht nicht darum, ob KI eingesetzt wird, sondern wie sie strategisch sinnvoll in Geschäftsabläufe integriert werden kann, um echten Mehrwert für Gäste und Mitarbeitende zu schaffen. Das beginnt mit der Analyse der aktuellen Prozesse und der Identifikation von Schwachstellen, die Künstliche Intelligenz beheben kann.

Praktische Anwendungsfelder: Wo KI schon heute Nutzen stiftet

Die beliebtesten aktuellen KI-Anwendungen sind Chatbots (42 Prozent Nutzung), gefolgt von Business Intelligence (78 Prozent Bewertung als wertvollste Anwendung) und digitalem Marketing (72 Prozent). Zukünftige Investitionen konzentrieren sich stark auf das Customer Data Management (50 Prozent Nennung). Doch was heißt das konkret für den eigenen Betrieb?

  • Chatbots in der Gästekommunikation: Ein digitaler Concierge auf der Website oder als Messenger kann häufig gestellte Fragen (Öffnungszeiten, WLAN-Passwort, Restaurantempfehlungen) rund um die Uhr beantworten. Das entlastet die Rezeption, verbessert den Service und ist eine messbare Investition. Ein 4-Sterne-Hotel im Schwarzwald konnte durch den Einsatz eines mehrsprachigen Chatbots die telefonischen Anfragen um 15-20 Prozent reduzieren, was einer Arbeitsersparnis von durchschnittlich zwei Stunden täglich entsprach.
  • Revenue Management: KI-gestützte Systeme analysieren Daten von Buchungsportalen, Mitbewerbern, Wettervorhersagen und Events, um dynamische Preisanpassungen vorzuschlagen. Das optimiert die Auslastung und den durchschnittlichen Zimmerpreis. Die Amortisationszeit für solche Investitionen liegt oft bei unter einem Jahr, wenn die Empfehlungen konsequent umgesetzt werden.
  • Personalisiertes Marketing: KI hilft, Gästepräferenzen zu erkennen und maßgeschneiderte Angebote auszuspielen – vom passenden Zimmer-Upgrade bis zur personalisierten Mail nach dem Aufenthalt. Dies steigert die Kundenbindung und Wiederbuchungsraten, beispielsweise durch gezielte Upselling-Angebote bei der Buchung oder kurz vor Anreise.

Die größten Hürden: Wissen ist Macht, Strategie ist Erfolg

Die Studie offenbart deutlich: Die größten Hürden für die erfolgreiche Implementierung von KI sind nicht mangelnde Akzeptanz oder Wandelresistenz der Mitarbeitenden, sondern fehlende Kompetenzen (62 Prozent) und unklare Strategien (51 Prozent). Integrationsprobleme (45 Prozent) folgen dicht dahinter. Dies ist ein klares Signal: Bevor in KI-Tools investiert wird, solte zunächst in das Verständnis und die Schulung des Teams investiert werden.

Das Gastgewerbe war lange von „Manufaktur-Prozessen“ geprägt. Jetzt geht es darum, die Mitarbeitenden als aktive Gestalter im digitalen Wandel zu positionieren. Ein Workshop zur „KI-Readiness“ kann aufklären, Ängste nehmen und Potenziale aufzeigen. Denn die Mehrheit der Befragten sieht KI-Anwendungen vor allem als Unterstützung, um Mitarbeitende für strategische und gästeorientierte Aufgaben freizusetzen – nicht als Ersatz. Das Ziel ist es, Reservierungen, Gästedatenmanagement oder Marketing in fünf Jahren weitgehend zu automatisieren, damit sich das Team auf das konzentrieren kann, was wirklich zählt: den persönlichen Service am Gast.

Fazit: Strategische Weichen stellen statt blind investieren

Künstliche Intelligenz ist kein Allheilmittel, aber ein leistungsstarkes Werkzeug, das richtig eingesetzt immense Wettbewerbsvorteile schaffen kann. Das Gastgewerbe steht an einem Scheideweg: Entweder man lässt sich von der Technologie treiben oder man gestaltet den Wandel aktiv mit. Für Entscheider bedeutet das, die Potenziale zu erkennen, aber auch die Herausforderungen ernst zu nehmen. Nicht jeder Hype ist eine lohnende Investition. Es müssen Anwendungen priosiert werden, die einen klaren ROI versprechen, die Mitarbeitenden entlasten und das Gästeerlebnis verbessern. Es wird empfohlen, mit überschaubaren Projekten zu beginnen, deren Erfolg zu messen und daraus zu lernen. Wer in Wissen und eine klare Strategie investiert, kann den Mehrwert Künstlicher Intelligenz langfristig für seinen Betrieb sichern.

Handlungsempfehlungen

  1. Interne Prozesse evaluieren: Manuelle, wiederkehrende Aufgaben, die automatisiert werden könnten identifizieren (z.B. FAQ-Beantwortung, Reservierungsbestätigungen).
  2. In Know-how investieren: Schulungen oder Workshops für Management und Schlüsselpersonal zum Thema KI-Anwendungen und deren Potenzial im Gastgewerbe einplanen.
  3. Pilotprojekt starten: Einen klaren Anwendungsfall (z.B. Chatbot für FAQs oder dynamisches Pricing) wählen und diesen über 3-6 Monate mit messbaren Zielen testen.
  4. Klare KI-Roadmap definieren: Stufenweise Strategie entwickeln, welche Bereiche in den nächsten 1-3 Jahren mit KI unterstützt werden sollen, entsprechende Budgets festlegen.
  5. Fokus auf Integration und Skalierbarkeit: Bei der Anbieterwahl darauf achten, dass die KI-Lösung gut in die bestehenden Systeme (PMS, CRS) integriert werden und mit dem Betrieb wachsen kann.

Das Beratungsunternehmen h2c präsentiert mit der aktuellen Globalstudie „KI & Automatisierung in der Hotellerie: Herausforderungen von heute, Chancen von morgen“ neue Ergebnisse zur Nutzung Künstlicher Intelligenz in Hotelketten. Die Veröffentlichung basiert auf Daten von 189 quantitativen Befragungen und 26 Interviews mit Führungskräften aus 171 Hotelketten, die weltweit mehr als 11.000 Hotels und 1,3 Millionen Zimmer repräsentieren.

Den digitalen Wandel aktiv gestalten – mit INQA-Coaching für das Gastgewerbe

Sie möchten wissen, wie Ihr Betrieb im Vergleich steht und wo Sie gezielt ansetzen können? Mit dem INQA-Coaching von Inproma erhalten Sie eine strukturierte Standortbestimmung, individuelle Handlungsempfehlungen und praxisnahe Unterstützung bei der Umsetzung Ihrer Digitalstrategie – speziell für kleine und mittlere Unternehmen im Gastgewerbe.

Weitere Artikel zum Thema

Ljupco Dzambazovski, Pexels
Immer mehr Menschen in Deutschland erleben Restaurantbesuche nicht als Routine, sondern als emotionales Highlight, das Gemeinschaft, Qualität und besondere Erlebnisse in den Mittelpunkt stellt. Die aktuellen OpenTable-Daten zeigen: 2026 wird geprägt von Gruppen-Dining, Erlebnisgastronomie und[...]
Ljupco Dzambazovski, Pexels
Lightspeed
Weihnachtsfeiern bleiben ein starkes Geschäft für die Gastronomie – doch Gäste achten mehr denn je auf Preis, Planbarkeit und verlässlichen Service. Wer früh kommuniziert, transparente Angebote schafft und digitale Abläufe klug mit persönlicher Betreuung verbindet,[...]
Lightspeed
Winterhalter
Winterhalter zeigt auf der Intergastra, wie moderner Spülalltag künftig noch einfacher, sicherer und effizienter wird – mit digitalen Services wie EasyAccess, Remote Services und dem KI-gestützten EcoPilot. Die Lösungen bieten schnelle Unterstützung im Küchenalltag, erhöhen[...]
Winterhalter
Cup Concept
Die Rückgabe von Mehrwegbechern bietet noch großes Potenzial für mehr Effizienz und Entlastung des Personals. Genau hier setzt Cup Concept Mehrwegsysteme an, mit dem unsichtbaren QR-Code am Mehrwegbecher, der Warteschlangen reduziert, Personal entlastet und Prozesse[...]
Cup Concept
INTERNORGA 2026 bietet Snacks, Trends und Lösungen für die backende Branche © Hamburg Messe und Congress, Ibrahim Ot
Das Bäckerei- und Konditorenhandwerk befindet sich im Umbruch. Zwischen schwindendem Brotkonsum, steigender Nachfrage nach Convenience-Produkten und der Notwendigkeit zur Digitalisierung ringen Betriebe um Rentabilität und Zukunftssicherung. Die INTERNORGA 2026 verspricht, die entscheidenden Hebel für diese[...]
INTERNORGA 2026 bietet Snacks, Trends und Lösungen für die backende Branche © Hamburg Messe und Congress, Ibrahim Ot
Unser Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit regelmäßigen Informationen zum Thema Gastgewerbe. Ihre Einwilligung in den Empfang können Sie jederzeit widerrufen.